Zeitungsleser erkunden die Todsburger Höhle
MÜHLHAUSEN/TÄLE (ra) Dunkel, dreckig, nass und kalt – über 70 kleine und große „Höhlenforscher“ erlebten am Samstag die geheimnisvolle Todsburger Höhle hautnah und mit allen Sinnen. Möglich machte diesen ersten Sommerausflug der GEISLINGER ZEITUNG in der Saison 2005 der Kahlensteiner Höhlenverein.
Besonders für die vielen Kinder wurde der Ausflug zum spannenden Erlebnis, durfte man sich doch ungestraft mal so richtig dreckig machen. Gut 110 Meter tief in den Berg hinein führten Dieter Domke und seine Kameraden vom Kahlensteiner Höhlenverein aus Bad Überkingen die erwartungsvollen Besucher, unter ihnen auch Mühlhausens Schultes Gebhard Tritschler mit Töchterchen Maike. Der Bürgermeister gestand in seinen Begrüßungsworten an die Ausflügler ein, dass er erstmals das auf Gemarkungsfläche Mühlhausen am Albtrauf gelegene Naturdenkmal betritt, das ansonsten zum Schutz seit Oktober 1991 mit einem schweren Eisengitter verschlossen ist. Und dieser Schutz hat sich bewährt, informierte Dieter Domke die Gäste. Vor allem das Betretungsverbot im Winter habe den Bestand der gefährdeten Fledermäuse in den letzten Jahren in der Höhle stabilisiert. Rund 30 bis 40 Tiere zählen die Experten jährlich bei Kontrollgängen, darunter die „Große Mausohrfledermaus“, die „Bart-“ und „Wasserfledermaus“, aber auch das „Braune und Graue Langohr“.
Die Horizontalhöhle über der Autobahn ist schon lange bekannt. Erste Erwähnungen der „Dozburger Höhle“ finden sich bereits in den Württembergischen Jahrbüchern von 1833. Um die Wende ins 20. Jahrhundert ist dann versucht worden, das heute rund 125 Meter lange System in eine Schauhöhle zu verwandeln. Dabei wurde zwar viel an dem wunderschönen Sinterschmuck zerstört, doch was heute noch in der Höhle zu sehen ist, das reicht bei allen Besuchern für vielfaches Staunen aus. Mannshohe Tropfsteingebilde, die unterschiedlichste Interpretationen zulassen, weiß glitzernde Sinterfahnen, aber auch mit dunklen Mineralien überzogene Wände bilden das Gangprofil und den Kluftverlauf in den Schwammkalken des Albtraufs.
Gruppenweise führten Dieter Domke und seine Helfer die abenteuerlustigen GZ-Leser in die Finsternis. Mit Bau- oder Fahrradhelm auf dem Kopf, in Gummi- oder Wanderstiefeln zwängten sich Klein und Groß durch die Engstellen. Hin und wieder kündeten lautes Klatschen, ein Aufschrei, Fluchen und Gelächter von der Tatsache, dass einer der Höhlengänger in den großflächigen Wasserlachen oder Sinterbecken knietief versunken war und ein „Nymphenbad“ genommen hatte. Doch selbst die nassen Füße hinderten nicht daran, fast bis zum Höhlenende vorzustoßen. Durch die Engstellen in den hintersten Winkel „schlufen“ – wie die Höhlenforscher das auf dem Bauch Kriechen nennen – wollte dann aber doch keiner.
Zurückgekehrt ans Tageslicht wurde der Trip in die Dunkelheit dann unterschiedlich kommentiert. Von „nie wieder“, wie ein kleines Mädchen sagte, bis hin zur erleichterten Feststellung: „Eine fantastische Höhle, aber draußen ist es halt doch am schönsten.“