Arge Grabenstetten fühlt sich hintergangen
GRABENSTETTEN/BLAUBEUREN (ra) Die Arge Grabenstetten sieht einer möglichen Aufnahme des jüngst gegründeten Höhlenvereins Blaubeuren (HVB) in den Landes- und Bundesverband der Höhlen- und Karstforscher äußerst kritisch entgegen. Grund: Die Arge Grabenstetten fühlt sich hintergangen.
Für die Vorstandschaft der Arbeitsgemeinschaft Höhle und Karst Grabenstetten steht fest: Der Höhlenverein Blaubeuren (HVB) wurde mit Unterstützung ehemaliger Arge-Vorstandsmitglieder bereits Anfang November beziehungsweise schon im Oktober 2008 formiert. Erst Mitte November wurde über eine Abtrennung von der Arge Grabenstetten offiziell verhandelt. Die außerordentliche Hauptversammlung fand am 22. November statt.
Die jetzt noch etwa 130 Mitglieder zählende Arbeitsgemeinschaft Höhle und Karst Grabenstetten hat bis November 2008 bei der Vetterhöhlenforschung im Blauhöhlensystem Regie geführt. Wegen Querelen in Vorstand und Verein – überwiegend auch wegen des Vetterhöhlenprojekts und einer zunehmenden „Verselbstständigung“ eines Großteils der dortigen Akteure – kündigten Arge-Vorsitzender Fritz Mammel und Kassier Udo Wieczorek im Oktober an, zu Jahresende 2008 ihre Ämter niederzulegen (wir berichteten ausführlich).
Bei einer außerordentlichen Hauptversammlung und vorangegangenem Krisenmanagement sollte größerer Schaden von der seit über 30 Jahren bestehenden Arge Grabenstetten abgewendet werden, eine Absplitterung der Vetterhöhlen-Forscher war aber unumgänglich. In Verhandlungen zwischen dem jetzigen Geschäftsführer der Arge Grabenstetten, Thilo Müller, und dem Arge Vorsitzenden Fritz Mammel auf Arge-Seite sowie dem damaligen Arge-Geschäftsführer Robert Eckardt und der damaligen Arge-Vize Petra Boldt für die Vetterhöhlen-Mannschaft wurde vertraglich eine Abspaltung geregelt.
Sie sollte mit Zustimmung der außerordentlichen Hauptversammlung am 22. November 2008 dann bis Jahresende realisiert werden und die Vetterhöhlen-Mannschaft in einen neuen Verein führen. Eine Schlammschlacht solle vermieden werden, versicherten sich beide Seiten, vor allem die Vetterhöhlen-Forscher sorgten sich sehr um die „Reputation“ – das Ansehen – des Vereins.
Mittlerweile hat aber das Ansehen des neu gegründeten Höhlenvereins Blaubeuren (HVB) bei vielen Arge-Mitgliedern stark gelitten. Denn jetzt wurde offenbar, dass sich der HVB bereits viele Tage vor den Verhandlungen und der außerordentlichen Arge-Hauptversammlung formiert hat. Im jüngsten Rundbrief der Arge Grabenstetten informiert die Vorstandschaft ihre Mitglieder: „Mitte Dezember 2008 wurde dem Vorstand der Arbeitsgemeinschaft Höhle und Karst Grabenstetten jedoch so langsam klar, dass die Arge vom Höhlenverein Blaubeuren (HVB) möglicherweise hintergangen worden ist.“ Die Vereinsgründung des HVB sei bereits einige Wochen vor den Verhandlungen am 15. November und der außerordentlichen Hauptversammlung der Arge Grabenstetten am 22. November erfolgt, nämlich bereits im Oktober, vielleicht sogar noch früher“, schreibt Geschäftsführer Thilo Müller den Mitgliedern.
Und die Arge-Vorstandschaft führt Daten an: So hat der HVB schon einen Monat vor der außerordentlichen Hauptversammlung beim Amtsgericht Ulm seine Satzung eingereicht, um ins Vereinsregister aufgenommen zu werden. Außerdem, so recherchierte Müller, wurde dem HVB schon am 3. November 2008 die Anerkennung der Gemeinnützigkeit durch das Finanzamt Ehingen bestätigt . „Der Antrag dazu muss natürlich deutlich davor gestellt worden sein“, schlussfolgert er. Das pikante an dieser frühzeitigen Gründung des HVB: Zwei damalige Arge-Vorstandsmitglieder, die jetzt zum HVB gehören, waren an diesen Vorgängen beteiligt. Und zwei Wochen vor der außerordentlichen Hauptversammlung war die Internet-Domain www.hoehlenverein-blaubeuren.de vom Geschäftsführer des HVB bereits reserviert worden, die Domain existiert mindestens seit dem 7. November 2008 um 19 Uhr, wie Arge-Mitglieder recherchierten.
In den Vorverhandlungen zur außerordentlichen Hauptversammlung der Arge Grabenstetten wurden laut Müller Fragen zum Bestreben, einen Parallelverein zu etablieren, von den Verhandlungspartnern – jetzigen HVB-Mitgliedern – stets verneint. Die Arge Grabenstetten schließt daraus: sie wurde belogen und hintergangen, zumal die Tatsache, dass quasi bereits ein neuer Verein vorhanden war, ganz andere Verhandlungsvoraussetzungen ergeben hätten. Und die Arge-Führung kündigt an: „Der Arge-Vorstand wird den bislang neutralen Kurs bezüglich des HVB nicht mehr aufrecht erhalten und sich zukünftig offen gegen diesen Verein stellen. Dabei werden wir sicher nicht verleumderisch vorgehen, sondern uns stets an Fakten halten.“ Einer Aufnahme des HVB in den Landes- und Bundesverband der Höhlen- und Karstforscher wird die Arge Grabenstetten jedenfalls äußerst kritisch gegenüber stehen, macht Thilo Müller deutlich.