Malteser üben im Todsburger Schacht /Kooperation mit französischen Höhlenrettern
MÜHLHAUSEN In großem Stil haben deutsche und französische Höhlenretter am Samstag im Todsburger Schacht (Kreis Göppingen) geübt. Gut 18 Stunden waren mehr als 25 Männer und Frauen im Einsatz, teilweise begleitet von zwei Fernsehteams. Vier „Verunglückte“ wurden aus dem Schacht geholt.
Kurz vor 6 Uhr am Samstagmorgen hatte der Alarm über die Rettungsleitstelle Göppingen die Malteser Höhlenrettung erreicht. Ausgangslage der Übung war, dass vier Höhlenforscher im 70 Meter tiefen Todsburger Schacht bei den Eselhöfen über Mühlhausen im Täle vermisst werden. Als Erschwernis wurde in die Übung eingebaut, dass die zweite deutsche Höhlenrettungsorganisation, die Höhlenrettung Baden-Württemberg, anderweitig im Einsatz ist. Dann lief alles nach Plan, versichern Einsatzleiter Nils Bräunig und Pressesprecher Jan-Henning Ross. Schon gegen 6.30 Uhr trafen die ersten Mitglieder der in Uhingen ansässigen Malteser Höhlenrettung am Unfallort ein. Sie bauten an ihren Fahrzeugen sofort eine Versorgungsstation mit Zelten und eine Einsatzleitstelle auf. Über die Präfektur in Straßburg war inzwischen auch die SSF, die Speleo Secours Francais, alarmiert worden. Deren Chef, Eric Zipper, aus Colmar war zumindest bis Donnerstag noch ernsthaft im Einsatz, bis dahin hatte er die Rettung von sieben französischen Höhlenforschern aus dem Riesensystem Pierre-Saint-Martin in den Pyrenäen mit organisiert. Die Männer und Frauen waren dort drei Tage lang festgesessen.
Autor: Michael Rahnefeld
Schon gegen 10 Uhr waren schließlich auch die französischen Retter vor Ort, sie hatten gleich noch ein Team von FR 3, dem Regionalfernsehen für das Elsass mitgebracht. Ein zweites Kamerateam vom SWR trudelte ebenfalls im Verlauf des Vormittags ein und produzierte eine 30-Sekunden-Zusammenschnitt der Übung für die Landesschau am Samstagabend.
Die allerdings konnten sich die Retter nicht anschauen, denn erst gegen 21 Uhr wurde der letzte „Verunglückten“ aus der Schachthöhle befreit, wohingegen das erste „Unfallopfer“ bereits gegen 13.30 Uhr wieder das Tageslicht erblickt hatte, ein zweites gegen 13.30 Uhr.
Bei den Patienten, wie sie die Höhlenretter nennen, waren Rücken- und Beinverletzungen angenommen worden, was den Transport auf speziellen höhlentauglichen Tragen ungemein schwierig macht. Ganz Seilbahnstrecken mit Umlenkhilfen müssen in die Höhle eingebaut werden, hinzu kommen die medizinische Erstversorgung und ein Schutz vor Unterkühlung der Opfer. Notfalls wird dazu in der Höhle ein Wärmezelt aufgebaut.
Die Vortrupps, die erst einmal die in der Höhle Verunglückten suchen, müssen zudem Telefonverbindungen zur Einsatzleitstelle aufbauen, um dann entsprechendes Rettungsmaterial anfordern zu können. Enge Passagen in der Höhle und schwierige Auf- und Abstiege, die teilweise viel Zeit erfordern, müssen vor Ort koordiniert werden. Enormes technisches können, wie es beide Rettungsgruppen bewiesen, ist dazu notwendig.
Wie das Zusammenspiel der Retter funktioniert, darüber informierten sich im Laufe des Tages auch der Mühlhausener Bürgermeister Gebhard Tritschler, ein Vertreter des Göppinger Landratsamtes sowie der zuständige Revierförster Rolf Kanaske.