Arge begrüßt 150 Gäste zum Info-Abend in der Falkensteinhalle Grabenstetten
Ihre Forschungsarbeit transparent zu machen, diesem Prinzip bleibt die Arge Grabenstetten auch im 30. Jahr ihres Bestehens treu. Am Samstag folgten rund 150 Besucher der Einladung der Höhlenforscher zum Gäste- und Info-Abend in die Grabenstettener Falkensteinhalle.
GRABENSTETTEN Dem an höhlenkundlichen Themen interessierten Publikum wurden dabei einige Schmankerln geboten, und die Themen der Vorträge bewiesen, dass die enge Verknüpfung von praktischer Höhlenforschung und wissenschaftlicher Arbeit längst ihre Früchte trägt. So erläuterte gleich zu Beginn des Abends der Geowissenschaftler Dr. Wilfried Rosendahl, der seit zehn Jahren dem Verein angehört, die wertvollen Funde in den Gutenberger Höhlen und die Geschichte ihrer Erforschung. Nicht zuletzt die Gründung des Schwäbischen Höhlenvereins durch den Pfarrer Karl Gußmann 1889 in Gutenberg sei der Ursprung der organisierten Höhlenforschung gewesen, unterstrich Rosendahl.
Seltene Knochenfunde von Nashorn, Elefant, Höhlenbären, Löwen, Rothund, Pferd und Berberaffen lassen heute Schlüsse auf das Klima der letzten knapp 400.000 Jahre in dieser Region zu. „Pferdle und Äffle“ hätten damit die Gutenberger Höhlen unter Wissenschaftlern weltweit bekannt gemacht. Das erste deutsche Höhlenkundemuseum, das bis zum Jahre 1931 in Gutenberg besucht werden konnte, sei heute ins Städtische Museum in Kirchheim eingegliedert, Stücke aus den Gutenberger Höhlen können dort besichtigt werden, informierte der Wissenschaftler weiter. Vermutlich sehr zur Freude von Gutenbergs Ortsvorsteher Dietmar Jauss, der ebenso wie Grabenstettens Bürgermeister Harald Steidl vom Arge-Vorsitzenden Christoph Gruner zusammen mit den 150 Zuhörern begrüßt worden war.
Ein Höhepunkt des Abends war dann die Vorstellung des 56-seitigen Büchleins „Der Böttinger Marmor – Bunter Fels aus heißen Quellen“ (gesonderter Bericht folgt), das unter Regie von Dr. Wilfried Rosendahl entstanden und im Staatsanzeiger-Verlag Stuttgart hergestellt worden ist. Autoren sind überwiegend Mitglieder der höhlenkundlichen Vereinigung. In anschaulicher Weise und durchaus auch für Laien verständlich wird reichlich bebildert in diesem „Grabenstetter höhlenkundlichen Heft Nr. 6“ der Vulkanismus um Böttingen beschrieben. Vor rund 15 Millionen Jahren ließen aktive Vulkane heiße Wasserfontänen aus der Erde schießen, ähnlich den Geysiren in Island und Amerika. An ihren Schloten lagerten sich farbige Mineralien ab, die im Beispiel Böttingen knapp 200 Jahre lang als Bändermarmor in einem heute als Geotop geschützten Steinbruch abgebaut wurden und der kleinen Albgemeinde zu „bescheidenem Ruhm“ verhalfen, wie es Mitautor Matthias López Correa formulierte. Als Baustoff fand dieser Marmor nicht nur im Stuttgarter Schloss, sondern auch im Roten Rathaus zu Berlin Verwendung. Für Wissenschaftler bedeutsam sind die Einschlüsse von Pflanzen und Tieren in den Gesteinsschichten, für Wissenschaftler Rosendahl ist der Marmor deshalb ein „Geo-Juwel“.
Doch nicht nur auf der Alb sind die Forscher aktiv, seit 1992 verbuchen sie bei ihren Forschungslagern im Toten Gebirge in Österreich immer wieder Erfolge. Durch den Fund von Verbindungsgängen zweier Großhöhlensysteme im Schwarzmooskogelgebiet ist dort ein Höhlensystem von jetzt 56 Kilometern Länge entstanden. Es nimmt nach Aussage von Florian Renz in der Liste der längsten Höhlen der Welt Platz 33 ein. Wie und was dort in äußerst konditionsfordernden „Materialschlachten“ erforscht wird, erläuterte Renz mit Hilfe von eindrucksvollen Bildern und Grafiken.
In ferner Zukunft erhoffen sich die Höhlenkundler aus Grabenstetten, die eng mit anderen Forschern aus Österreich und England zusammenarbeiten, eine Verbindung zum etwas nördlicher gelegenen Raucherkarhöhlensystem. Damit würde die Gesamtlänge schlagartig auf über 130 Kilometer anwachsen.
Die Arge Grabenstetten nutzte am Vortragsabend die Gelegenheit, um einige langjährige Mitglieder zu ehren. So erhielten für 25 Jahre Mitgliedschaft Frohwalt Roesler (Garmisch), Karlheinz Hartmann (Oberderdingen), Werner Jauss (Dettingen/Teck) und Klaus Gebhard (Böttingen) die Silberne Fledermaus verliehen. Dr. Wilfried Rosendahl (Dieburg), Hermann Sommer (Ruderatshofen, Österreich), Ulrich Scheuermann (Stuttgart) und Nils Bräunig (Hohengehren) wurden für zehn Jahre Treue ausgezeichnet.